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1. Mittelalter - S. 120

1879 - Dillenburg : Seel
— 120 — ihm in Stücken vom Leibe; man setzte ihm eine papierne, mit Teufeln bemalte Mütze auf und übergab seine Seele dem Teufel, seinen Leib dem Tode. Auch dies erschütterte den glaubensstarken und überzeugungstreuen Mann nicht. Willig folgte er dem Vogte des Pfalzgrafen, dem er zum Verbrennen überliefert worden war. Auf dem Richtplatze angekommen, betete er noch einmal inbrünstig; dann wurde er von den Henkersknechten ergriffen und an den Pfahl gebunden. Als die Flamme des Scheiterhaufens emporloderte, fang Hus: „Christe, du Lamm Gottes, erbarme dich!" Darauf trieb ihm der Wind die Flamme und deu Rauch derart ins Gesicht, daß er erstickte. Seiue Asche streute man in den 1415 Rhein. — Dies geschah am 6. Juli 1415, dem zweiundvierzigsten Geburtstage des Hus. Ein Jahr später erlitt auch Hieronymus von Prag deu Flammentod. Die Folge der Ungerechtigkeit gegen Hus war eine schwere Ausregung der Böhmen, aus der sich ein verderblicher Krieg, der Hnsitenkrieg (1419—1436) entwickelte. Die Anhänger des Hus beschlossen nemlich, weder Bann noch Interdikt zu achten und die Lehre des Hus frei verkündigen zu lassen. König Wenzel räumte ihnen drei Kirchen ein, wo sie ihre Gottesdienste hielten und das Abendmahl in beiderlei Gestalt genossen. Da sie aber weitere Forderungen stellten, wollte ihnen Wenzel das bereits Gewährte wieder entziehen, was jedoch die Husiten so erbitterte, daß sie in Prozession unter Vorantragung des Kelches vor das Rathhaus zogen und die Auslieferung der schon verhafteten Glaubensbrüder forderten; als dies verweigert wurde, stürmten sie das Rathhans und warfen elf Rathsherrn zum Fenster hinaus. Bei der Nachricht hiervon starb König Wenzel plötzlich am Schlage, und als daraus Sigismund die Herrschaft über Böhmen übernahm, weigerten sich die Husiten, ihn anzuerkennen und erhoben die Waffen gegen ihn. So entbrannte der Husiteukrieg, in welchem die Husiten in todesverachtender Tapferkeit kämpften und alle Heere des Kaisers und des Papstes schlugen und durch welchen nicht nur Böhmen, sondern auch Oesterreich, Sachsen und Baiern auf's gräulichste verheert wurden; unter sich gespalten, waren die Husiten nach außen stets einig. Da kein päpstliches oder kaiserliches Heer etwas gegen die Husiten ausrichten konnte, so versuchte mau durch Güte die Ruhe wieder herzustellen. Papst Eugen 1\. berief ein Concil nach > Basel und lud die Husiten zu gütlichen Verhandlungen ein. Da i eine Einigung nicht erzielt wurde und die Husiten Basel verließen, , so wurden durch Abgesandte des Concils die Verhandlungen in ;

2. Mittelalter - S. 129

1879 - Dillenburg : Seel
— 129 — losen Regiment vor seiner Zeit begründet waren. Besonders waren es die Ritter unter Vorgang derer von Quitzow, welche ihm Widerstand entgegensetzten. Friedrich gebot Landfrieden und forderte die Ritter aus, die ihnen verpfändeten Schlösser und Städte gegen die Psandsumme herauszugeben. Die Ritter aber suhlten sich so sicher, daß sie sagten: „Und wenn es ein ganzes Jahr-lang Burggrasen regnete, so sollten sie doch nicht aufkommen." Aber Friedrich zog, nachdem er durch Hülfstruppen, welche ihm seine Gemahlin Elisabeth („die schöne Else") aus Franken zn-geführt, sich verstärkt hatte, vor ihre Schlösser und zertrümmerte mir Hülse eines schweren Geschützes, die faule Grete genannt, die Mauern derselben. So brach er die festesten Burgen; Dietrich von Quitzow entfloh und starb später im Kloster; Hans von Qnitzow wurde gesaugeu und endete im Gefängnisse. Immer mehr gewann Friedrich an Macht; alle Raubritter ergaben sich ihm. Noch aber war Friedrich nur Statthalter der Mark. Auf dem Concil zu Coustauz übergab ihm der Kaiser für die vielen Verdienste, welche sich Friedrich um den Kaiser und um das Laud erworben hatte, die Mark als erbliches Eigenthum und verlieh 1415 ihm zugleich die Würde eines Erzkämmerers und Kurfürsten des heiligen römischen Reiches. Die feierliche Belehnung erfolgte 1417 ebenfalls in Constanz. Auf dem Markte saß der Kaiser, umgeben von den Reichsfürsten. Da ritt Friedrich heran, stieg ab und erbat knieend die Belehnung. Der Kanzler las die Belehnungsurkunde vor, und nachdem Friedrich den Lehnseid geleistet hatte, erhielt er das Banner Brandenburgs als Zeichen der Belehnung. Als Kurfürst vvn Brandenburg führte er den Namen: Friedrich I, Friedrich I. war der ausgezeichnetste Fürst seiner Zeit, der nicht nur als erster Held Deutschlands berühmt war, sondern auch für das Wohl seines Volkes mit großer Hingebung sorgte. Leider wurde er von dieser Fürsorge durch den schrecklichen Husiten-krieg (s. o.) vielfach abgehalten. Er hatte schon in Constanz gerathen, eine durchgreifende Reform der Kirche an Haupt und Gliedern vorzunehmen, aber vergeblich. Nachdem der Ausstand der Hnsiten ausgebrochen war, rieth er nochmals zur Milde und Versöhnung, wiederum vergebens. Auch da bewahrte er seine ~reue„ gegen den Kaiser; mit seinen Truppen zog er demselben zu Hülfe. Als das kaiserliche Heer von den Hnsiten geschlagen und zerstreut war, bot der Kaiser das Reichsheer auf und ernannte Friedrich zum Oberbefehlshaber desselben. Das 103,000 Mann starke Heer wurde von den Husiten 1431 geschlagen und zersprengt^ Hopf, Lehrbuch, Ii. q 1

3. Mittelalter - S. 32

1879 - Dillenburg : Seel
— 32 — über diese Abweisung brachen die Magyaren noch in demselben Jahre in Zahllosen Schwärmen ein, ganz Thüringen und Sachsen 933,plündernd und verwüstend. Bei Merseburg trafen die Heere aufeinander. Vor Beginn der Schlacht rief Heinrich mit seinem Heere den Herrn um Hülfe an, dann begann der Kampf; es war ein fürchterliches Morden; trotz der tapfersten Gegenwehr wurden die Magyaren in die Flncht geschlagen und mußten ihr ganzes Lager als Beute zurücklassen. Voll Dank gegen Gott bestimmte Heinrich den bisher gezahlten Tribut für die Armen, und in dem dem Schlachtplatze nahe gelegenen Dorfe Keuschberg ließ er eine Kirche erbauen; auch ließ er ein Gemälde von der Schlacht anfertigen und dasselbe im Speisefaal der kaiserlichen Pfalz in Merseburg aufhängen. Vom Volke erhielt er den Namen: „Vater des Vaterlandes." (1. Kämpfe gegen die Wenden und die Dänen. Heinrich's Tod. Noch vor dem Kriege gegen die Magyaren hatte Heinrich Gelegenheit, feine neue Heereseinrichtung zu erproben und zwar im Kriege gegen die Wenden. Da diese noch, Heiden waren, so galt der Krieg gegen sie als heilig. Zuerst wandte sich Heinrich gegen die Haveller und drang auch bis vor ihre Hauptstadt Brennabor (das heutige Brandenburg) vor, konnte aber nichts gegen sie ausrichten, weil die Stadt ringsum von der Havel umflossen war. Da wartete Heinrich bis zum Winter, und als der Frost die Gewässer in seine Bande geschlagen hatte, eilte Heinrich über das Eis, schloß sie ein und zwang sie durch Hunger zur Uebergabe. Zum Schutze der Grenzen gründete Heinrich die sächsische Nordmark, später Altmark genannt; diese ist der älteste Theil des preußischen Staates. Daraus zog Heinrich gegen die Daleminzier, welche links von der Elbe wohnten; nach zwanzigtägiger Belagerung eroberte er ihre Hauptstadt Jana und unterwarf damit das Volk. Auch Böhmen machte er tributpflichtig.— Im Jahre 929 brach ein großer Aufstand der Wenden aus, ab'er Heinrich besiegte sie in der furchtbaren Schlacht bei Lenzen, in welcher über 200000 Wenden gefallen fein sollen, und brach ihre Macht völlig. Nach dem Magyaren-Kriege hatte Heinrich noch gegen die Dänen zu kämpfen, welche die Wenden unterstützt und deutsche Länder geplündert hatten. Auch sie wurden besiegt und die Grenze des Reiches über die Eider hinaus gerückt. Heinrich gründete zum Schutze des deutschen Landes gegen die Dänen die Mark-g ras sch eist Schleswig.

4. Neue und neueste Geschichte - S. 43

1880 - Dillenburg : Seel
- 43 — Elisabeth war die Tochter des Königs Jakobs I. von England. Als ^Friedrich über die Annahme der Krone zweifelhaft war, sprach sie: „Du lkonntest Dich vermessen, die Hand nach einer Königstochter auszustrecken, /und es bangt Dir vor einer Dir freiwillig angetragenen Krone! Ich will 1 lieber als Königin Brod essen, als an einer kurfürstlichen Tafel schwelgen." Friedrich V. empfing noch im Jahre 1619 die Huldigung iber Böhmen, Mähren und Schlesier; darauf verband er sich mit ibem Fürsten Bethlen Gabor von Siebenbürgen, welcher auf -Veranlassung Friedrich's in Ungarn einfiel und das Land dem ^Kaiser wegnahm. Friedrich aber verscherzte sich gar bald die Zuneigung eines großen Theiles der Böhmen und zwar durch sein ^schwaches Benehmen und durch mehrere Misgriffe gegen die Katholiken und gegen die Lutheraner. Während dessen hatte der Kaiser Ibas Haupt der Liga, den durch seine Feldherrngabe bekannten ^Maximilian von Baiern für sich gewonnen; der Papst versprach Geldunterstützung; König Sigismnnd von Polen schickte rthtn 8000 Kosaken zu Hülfe; Spanien versprach, von den Nieder-Ilanden aus die Pfalz zu besetzen, ja der lutherische Kurfürst Jo-Ihaun Georg von Sachsen stellte sich auf die Seite des Kaisers, iiudem er die Lausitz für denselben besetzte. Sofort rückte nun Maximilian mit einem kaiserlichen und lligistischen Heere in Oestreich ein, und nachdem er dies Land als lunterpsand für seine Kriegskosten einstweilen besetzt hatte, wandte Der sich nach Böhmen. Im Lager der Protestanten war in Folge Äes Vorgehens Friedrichs gegen die Lutheraner Uneinigkeit aus-tzgebrocheu; dazu fehlte ein erfahrener Feldherr, und König Friedlich vergaß in unglaublicher Sorglosigkeit die Schwere seiner Lage. ^So wurde es dem kaiserlichen Heere unter seinem Feldherrn Tilly Weicht das böhmische Heer am weißen Berge bei Prag vollständig zu schlagen (1620). Durch diesen Schlag völlig entnmthigt, 1620 verließ Friedrich mit großer Schnelligkeit das Land und eilte nach ^Schlesien und Brandenburg, und als er daselbst keine Hülse fand, stfloh er nach Holland. Obgleich das böhmische Heer um ein Drittel schwächer war, als das kaiserliche, so hätte ihm doch der Sieg sicher sein können, da es eine sehr ggünstige Stellung einnahm. Der Feldherr (Christian von Anhalt ersah ciden günstigen Zeitpunkt zum Angriffe, da ein Theil des feindlichen Heeres >21 och nicht auf dem Schlachtfelde erschienen war, und wollte die Schlacht beginnen; dem widersetzte sich aber der Reiteranführer Graf Hohenlohe, und -f0 ging der rechte Zeitpunkt verloren. Kaum eine Stunde nach dem von Zs eiten der Kaiserlichen erfolgten Angriffe befand sich das böhmische Heer rin unaufhaltbarer Flucht. Friedrich war durch den Verlust dieser Schlacht also fassungslos, daß er das Königreich Böhmen ebenso schnell ausgab, als i3er es übernommen hatte.

5. Neue und neueste Geschichte - S. 44

1880 - Dillenburg : Seel
— 44 — Der kaiserliche General Tilly, der uns im Verlaufe des Krieges noch öfter begegnen wird, war von Geburt ein Niederländer. Er war klein von Person, hatte eingefallene Wangen, finstere Augen, eine stark gerunzelte Stirn und trug einen starken, grauen Knebelbart. Seinen Hut schmückte eine lange Feder; seine Kleidung war ein grünes Atlaswams. Dem katholischen Glauben war er mit Leib und Seele zugethan. Sein Charakterbild schwankt in der Geschichte. Darauf erklärte Ferdinand Ii. den König von Böhmen dieses Landes und auch seiner Kurpfalz verlustig und sprach die -Acht über ihn aus. Friedrich hatte nur einen Winter regiert, weshalb man ihn spottweise den Winterkönig nannte. Sein Verbündeter, Bethlen Gabor von Siebenbürgen, gab Ungarn auf und versöhnte sich mit dem Kaiser. Drei Monate lang verschob der Kaiser das Gericht über die Böhmen, weil er die Truppen der Protestanten fürchtete; dann aber brach das Gewitter mit etnemmale los. In einer Stnnbe wurden 48 der Anführer des Aufstandes verhaftet und 27 derselben zum Tode verurtheilt; die protestantischen Prediger und Lehrer wurden vertrieben, die protestantischen Bürger zum Rücktritt in die katholische Kirche gezwungen; wer sich nicht fügte, mußte auswandern. An 30 000 Familien sollen damals Böhmen verlassen haben. Die Güter der Hingerichteten, der Geächteten und Geflüchteten wurden eingezogen und füllten den Säckel des Kaisers. Da nun auch die Union sich auflöste (1621), so nahm sich des geächteten Kurfürsten niemand an; fein Land hatte der Kaiser i dem Herzog Maximilian von Baiern Zugesprochen. Nur der Markgras Georg Friedrich von Baden-Durlach trat offen für Frtebrtch Y. auf; baneben begannen die Sölbnerführer Prinz Christian von Halber stabt und Ernst von Mansfeld einen Plünderungskrieg gegen die katholischen Kirchen und Klöster am Rhein. Da unterdessen Tilly von Böhmen her heranzog, auch Maximilian im Anzuge war, um die Pfalz in Besitz zu nehmen, so suchte sich Mausfeld mit Christian und Georg Friedrich zu ver- : 1622 einigen. Tilly wollte dies verhindern, erlitt aber bei Wisloch (in der Nähe von Heidelberg) eine Niederlage. Dagegen schlug er, von den herbeigerufenen Spaniern unterstützt, noch in demselben Jahre den Markgrafen von Baden bei Wimpfen und den Prinzen Christian von Halberstadt bei Höchst. Damit war Friedrichs V. Sache zu Ende; Ernst von Mansfeld und Christian von Halberstadt verließen unter furchtbaren Verheerungen Deutschland, um

6. Neue und neueste Geschichte - S. 46

1880 - Dillenburg : Seel
— 46 — Heer von 20000 Mann kann ich nicht ernähren, aber 50000 Mann glaube ich erhalten zu sönnen!" (Sr war ein tüchtiger Feldherr, von seinen Soldaten gefürchtet und verehrt zugleich; die Tapferen belobte und belohnte er, die Feigheit bestrafte er sofort mit dem Tode. Tilly stand mit dem ligistischen Heere an der Weser; Wollenstem stand an der Elbbrücke bei Dessau. Mansfeld griff Wallenstein an, wurde aber total geschlagen; da wandte er sich nach Brandenburg, und nachdem daselbst 5000 Dänen zu ihm gestoßen waren, zog er über Schlesien nach Ungarn hin, um sich mit Beth len Gabor zu vereinigen, welcher wiederum gegen den Kaiser ausgetreten war. Weil Bethlen Gabor aber schon wieder mit dem Kaiser unterhandelte und ohne Rücksicht auf Mansfeld Frieden schloß, entließ dieser sein Heer und wollte sich über Venedig nach England begeben; aber in einem bosnischen Dorfe erlag er den furchtbaren Anstrengungen. Als er den Tod herannahen fühlte, ließ er sich deu Panzer anlegen und erwartete stehend, aus zwei Offiziere gestützt, den Tod. In demselben Jahre starb auch Christian von Halberstadt, erst 27 Jahre alt. Wallenstein, der Mansfeld bis nach Ungarn hin verfolgt hatte, besetzte auf dem Rückzüge Schlesien, so daß auch hier die freie Religionsübung aufhörte. Während dessen hatte Tilly sich vor Christian von Dänemark zurückziehen müssen, als aber letzterer vordrang, um Thüringen und Franken zu besetzen, verstärkte Tilly sein 1626 Heer, rückte gegen Christian vor und schlug ihn bei Lutter am 23 ar eit berge so, daß damit ganz Nordsachsen in seine Hände fiel. Darauf vereinigte er sich mit Wallenstein an der Elbe; die vereinigten Heere vertrieben die Dänen ans ihren Schanzen bei Ham-bürg, verjagten die Herzöge von Mecklenburg, welches Land Wallenstein als Ersatz für feine Kriegskosten in Besitz nahm, und drangen bnrch Holstein und Jütland, alles verheerend und den Feind voy sich hertreibend, so daß Christian auf die dänischen Inseln flüchten mußte. In Holstein hatte sich Tilly, weil ihm Wallensteins her-: risches Wesen zu sehr misfiel, von ihm getrennt und war an die Weser zurückgezogen. Wallenstein kam ans Jütland zurück, durch-' zog Mecklenburg, zwang den Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg, dessen Neutralität mißachtend, ihm Äriegsgerätlo und Mannschaften zu liefern, und besetzte das Land; dem Herzog Bogislav von Pommern nahm er das Land weg. Nur die> feste reiche Hansestadt Stralsund widerstand; trotz längerer Belagerung und trotz mehrmaliger heftiger Stürme hielt sich die Stadt, und als 8000 Dänen bei Rügen erschienen und König ®u state«

7. Neue und neueste Geschichte - S. 50

1880 - Dillenburg : Seel
— 50 — Nun rückte Gustav Adolf gegentilly vor, der von Magdeburg aus brandschatzend durch Thüringen und Hessen zog, vor Tilly's Uebermacht aber wich er zurück und bezog bei Werben*) ein festes Lager. Nachdem Tilly dies Lager mehrmals vergeblich bestürmt hatte, wandte er sich gegen Sachsen, um dort die Durchführung des Nestitutiousedicts zu erzwingen. Die kaiserlichen Truppen wütheten derart in Sachsen, daß der Kurfürst fast zur Verzweiflung gebracht wurde; jetzt wandte er sich an Gustav Adolf, ihn dringend um Hülfe ersuchend; auf alle Bedingungen des Königs ging er ein, nur Hülfe gegen die kaiserlichen Heere wollte er haben. Da eilte Gustav Adols herbei, und aus dringendes Bitten des Kurfürsten entschloß er sich zu der Schlacht 1631 bei Breitenfeld**) (1631), in welcher er den bisher unbesiegten Tilly gänzlich besiegte, so daß Sachsen sosort befreit war und alle protestantischen Fürsten dem glücklichen Sieger zufielen. Gustav Adolf hatte die Schlacht durch eine von ihm selbst erdachte Schlachtordnung gewonnen. Sjiit seinen Schweden schlug er einen siebenmaligen Angriff Pappenheim's zurück, während dre Sachsen bei dem ersten Angriffe Tilly's die Flucht ergriffen. Der König selbst bestieg die von feindlichen Geschützen besetzte Höhe und richtete die Kanonen gegen Tilly s Schaaren, so daß nach etwa fünf Gefechtsstundeu das kaiserliche Heer m voller Flucht war. Tilly selbst wurde von einem Rittmeister „der lange Fritz" aenannt, verfolgt und wäre jedenfalls von dem mit umgekehrter Pistole fortwährend auf ihn einhaltenden Feinde gelobtet worden wenn nicht ein Pistolenschuß dem Leben des letzteren ein Ende gemacht hatte. Nach beendeter Schlacht fiel Gustav Aböls auf dem Kampfplätze ans bte Knie und bankte Gott für den Sieg. Gustav Adolf übertrug die vollständige Säuberung des Sachsenlandes dem Kurfürsten Johann Georg, ebenso auch die Bewältigung und Besetzung Böhmens und Schlesiens; er selbst wandte sich durch Thüringen und Franken gegen Frankfurt und Mainz. Im Frühjahre 1632 rückte er in Franken ein, vertrieb den Tilly, der sich dort festgesetzt hatte, und zog über das ihm zujauchzende Nürnberg an die Grenze, welche Tilly nach seinem Abzüge aus Franken besetzt hielt, erzwang den Ueber gang über den Lech — wobei Tilly tödtlich verwundet wurde, so daß er nach fünfzehn Tagen starb — und zog in Augsburg em, wo er sich huldigen ließ. Nachdem Gustav Adolf die Festung ^ngolftabt vergeblich belagert hatte, wandte er sich gegen München und hielt ba seinen Einzng, als Johann Georg von Sachsen in Prag emzog. So war die schon fast unterdrückte protestantische Sache befreit, *) Am Einfluß der Havel in die Elbe. **) Nördlich von Leipzig.

8. Neue und neueste Geschichte - S. 54

1880 - Dillenburg : Seel
— 54 — Bauer zurückgedrängt, schlug aber dann das östreichisch-sächsische 1 1636 Heer bei Wittstock anss Haupt, so daß damit ganz Brandenburg, . Sachsen und Thüringen in seine Hände fielen. Zugleich brach auch der Krieg am Rheine gegen-Frankreich aus, und auch hier j waren die kaiserlichen Heere im Nachtheile. Da starb Ferdinand Ii. j (1637), und Ferdinand Iii., sein Sohn, folgte ihm in der j Regierung (1637—1657). Noch elf Jahre dauerte der unselige Krieg; Deutschland war I von Nord nach Süd, von Ost nach West entsetzlich verwüstet; 1 Dörfer und Städte verschwanden vom Erdboden; wer vom Schwerte j verschont blieb, den rafften Hunger und Seuchen dahin; die Kriegs- 1 führuug verlor alles Menschliche, blutgierigen Raubthieren gleich j hausten die Menschen; der tiefere Grund des ganzen Krieges war j vergessen; ohne Unterschied des Geschlechtes, des Alters, des Stan-ß des und der Religion mordete jeder; viel größer als all' der I pecnniäre Nachtheil war der Verlust an Sittlichkeit und Mensch- j lichfeit; nur mit Schaudern und Entsetzen kann man Schilderungen» jener Zeit aus den Federn von Zeitgenossen lesen. Während § dieser letzten Periode des Krieges zeichneten sich auf schwedischer . Seite noch aus die Generale Torstenson und Wränget; erste-j rer brachte den Kaiser durch seine raschen Kreuz- und Querzüge i in große Noth, schlug zwei kaiserliche Heere und streifte zweimal: bis vor Wien; letzterer bedrängte Böhmen und Baiern so hart, daß Baiern einen Separatfrieden mit Schweden abschloß. f. Der Friedensschluß. Schon im Jahre 1636 war ein Versuch zum Frieden gemacht worden; dieser aber wurde durch* Frankreich und Schweden vereitelt. Ferdinand Iii. berief 1640 * einen Reichstag nach Regensburg, auf dem ebenfalls der Friede^ vermittelt werden sollte; aber auch dieser Versuch war vergeb- -lich. Da traten endlich im Jahre 1642 die Vertreter der verg schiebenen Parteien in Hamburg zusammen, um über die Friedenspräliminarien zu verhanbeln; nach dem Znstanbekommen der-^ selben begannen 1644 bte eigentlichen Friebensverhanblnngen wtb,-zwar in Münster mit den Franzosen und in Osnabrück mit bett . Schweden. Aber die Vollettbuttg des Friebeuswerkes ließ noch., lange auf sich warten, benn jebe Partei erwartete immer noch;; Siegesnachrichten vom Kriegsschauplätze, um ihre Forbernngem höher stellen zu können. Da hatten die Schweden wieber entern-Erfolg zu verzeichnen; ihr General Königsmark hatte Prag über--rascht und einen Theil der Stadt bereits genommen: nun gäbe

9. Neue und neueste Geschichte - S. 24

1880 - Dillenburg : Seel
— 24 — Dieser war in einem Türkenkriege, in welchem sich Moritz ausgezeichnet hatle, ans denselben aufmerksam geworden, hielt viel auf ihn und machte ihn zu seinem Freunde. Auf beiden Seiten rüstete man eifrig; der Kaiser sprach über die Beiben Häupter des fchmalkalbifchen Bunbes die Reichsacht aus und übertrug die Ausführung berfesöen dem Herzog Moritz. Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen befanben sich in Sübbeutschlanb, wo der 23unb ein nicht unbebeuteubes Heer unter dem Oberbefehl des Sebastian Schärtlin von Bnrtenbach aufgestellt hatte. Aber die Scheu der protestantischen Fürsten, den Kaiser anzugreifen, hauptsächlich jedoch die Uneinigkeit der Bundesgenossen gaben dem Kaiser Zeit, sein Heer durch Zuzüge aus Italien, Spanien und den Niederlanden zu verstärken. Hätte man dem Rathe Schärtlins gefolgt, so hätte , der Krieg in kurzer Zeit und wohl zu Gunsten der Protestanten beenbigt sein können. Währenb so ein halbes Jahr in Unthätigfeit verbracht worben war, brangeit in das Kurfürftenthum Sachsen die Böhmen unter Herzog Moritz ein und besetzten (in Ausführung der Reichsacht) einen Lanbestheil nach dem andern. Auf die Nach- j richt hiervon eilte Johann Friedrich an die Elbe, um fein Land zu schützen; auch Philipp verließ Oberbentschlanb und machte baburch dem Kaiser die Bewältigung der oberdeutschen Stände (Augsburg, Ulm, Würtemberg und Straßburg) leicht; durch ungeheure Geldsummen erkauften diese sich die Gnade des Kaisers., Johann Friedrich hatte in kurzer Zeit fein Land wieder erobert, ja er bedrängte sogar feinen Vetter Moritz in dessen eignem Lande; I den vom Kaiser dem Herzog Moritz zu Hülfe geschickten Markgrafen Albrecht von Brandenburg nahm er gefangen und entließ feine Krieger mit weißen Stäbchen (Zeichen der Verschonung). Bald aber nahte der Kaiser selbst mit einem Heere; in nur wenigen Tagen hatte er von Nürnberg aus Meißen erreicht; in Eger war auch Herzog Moritz zu ihm gestoßen. I). Schlacht bei Mühlberg und ihre Folgen. Das Heer des Kurfürsten befand sich auf dem rechten Elbe-User. Als der Kurfürst von der Annäherung des kaiserlichen Heeres hörte, ließ er die Elbebräcke bei Meißen abbrennen und zog ab, um über Mühlberg nach Wittenberg zu gelangen. Aber der Kaiser folgte ihm und staub schon nach brei Tagen dem sächsischen Heere bei Mühlberg gegenüber; nur die Tiefe des Stromes und die Höhe des jenseitigen Ufers hinderten ihn ant sofortigen Angriff. Da 1

10. Neue und neueste Geschichte - S. 25

1880 - Dillenburg : Seel
— 25 — wurde ein junger Bauer herbeigebracht, der dem Kaiser eine Fnrt durch den Strom zu zeigen versprach; die Sachsen hatten ihm zwei Pferde weggenommen, und aus Rache verrieth er den Ueber-gang. Am andern Morgen, als noch dichter Nebel den Fluß deckte, wurde der Uebergang versncht, aber durch das heftige Feuer der Sachsen vereitelt. Da diesseits keine Kähne aufzutreiben waren — die Sachsen hatten sie au das jenseitige Ufer geholt und hielten sie besetzt —, so befahl der Kaiser, dem Feinde die Nachen zu nehmen. Schnell sprangen zehn kühne Spanier in den Strom, schwammen hinüber und nahmen den Sachsen nach einem kurzen, aber blutigen Gefechte die Nachen ab; diese wurden sofort mit Scharfschützen besetzt, und während durch das Feuer derselben der Feind beschäftigt wurde, setzte ein Theil der Reiterei auf der Furt über. Bald folgten auch Herzog Albrecht, Moritz, König Ferdinand und der Kaiser; des letzteren Pferd führte jener Bauer. Mit Hülfe der Kähne schlng man eine Schiffbrücke und führte so mit Leichtigkeit das Fußvolk und die Munition über den Fluß; noch ehe letztere ankam, war schon das Heer in Schlachtordnung ausgestellt. Es war ein schöner Sonntagmorgen, der 24. April 1546. 1546 Der Kurfürst, in dem festen Glauben, daß das ihm gegenüberstehende Heer nicht das kaiserliche sei, war zur Kirche gegangen, und als er während des Gottesdienstes die Nachricht von dem Stromübergang erhielt, glaubte er es nicht, wartete auch erst das Ende der Predigt ab, ehe er zu seinem Heere eilte. Noch immer hoffte er, Wittenberg erreichen zu können; aber auf der Lochauer Heide wurde sein Heer von den Kaiserlichen zum Stehen gebracht und zum Kampfe gezwungen. Unter dem Geschrei: „Hispania! Hispauia!" warf sich die spanische Reiterei auf die sächsische und schlug sie so zurück, daß diese auf ihrer Flucht Unordnung in das Fußvolk brachte; als daher der Hauptangriff des kaiserlichen Heeres erfolgte, war das sächsische bald überwältigt. In regelloser Flucht zerstreute sich das sächsische Heer über die ganze Heide; Tausende lagen erschlagen; viele waren gefangen genommen worden. Der Sohn des Kurfürsten erreichte mit großer Mühe und schwer verwundet Wittenberg; der Kurfürst selbst war auf der Flucht eingeholt worden; er wehrte sich tapfer, erhielt aber .einen Hieb ins Gesicht und mußte sich ergeben. Bor den Kaiser gebracht, rief er aus: „Herr Gott! erbarme dich meiner! Nun bin ich hier!" Der Kaiser empfing ihn sehr ungnädig. Als der Gefangene ihn anredete: „Großmächtigster, allergnädigster Kaiser!"
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